Ada - Leseprobe

12 »New York.« »Was machst du in New York?« »Spielen, eine Schauspielschule, nein, warte, eine … Mo- delschule.« »Gibt’s das?« »Weiß nicht. Weiter. Du bist dran, Ada, los, nicht ein- schlafen.« »Was?« »Was willst du beruflich machen?« »Weiß nicht.« »Egal, sag irgendwas.« »Schöne Dinge.« »Schöne Dinge?« »Ja, vielleicht Mode. Irgendwas mit Menschen. Ich könnte deine Kleider entwerfen.« »Designerin?« »Kann ich das? Ich kann nicht mal zeichnen.« »Man kann alles, was man will.« »Alles?« »Alles. Also. Was willst du?« »Einen Mann.« »Oh Gott, wie langweilig. Die kommen auch so. Muss man sich nicht wünschen.« »Reisen. Überallhin. An Orte, wo noch niemand war. Gibt es so was?« »Bestimmt.« Ganze Nachmittage verbrachten wir damals so, sprangen von Ast zu Ast, während um uns herum die Häuser aus dem Boden schossen. Berlin wuchs schnell, grau und häss- lich. Gab es in den Fünfzigerjahren so etwas wie ein Ge- fühl dafür, dass irgendetwas fehlte? Was war los in diesem Lummerland? Maikäfer flieg. Der Vater ist im Krieg. Die Mutter

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